Olivia Schubert: die Ungardeutschen in dem Komitat Baranya sind aus mehreren Gründen vorbildhaft

2018. december 26. szerda 14:21

Olivia Schubert: die Ungardeutschen in dem Komitat Baranya sind aus mehreren Gründen vorbildhaft

Seit dem 15. September steht Olivia Schubert an der Spitze der Landesselbstverwaltung der Ungardeutschen. In einem Interview erfahren wir Details über ihren bisherigen Lebensbahn, über die Situation der Ungarndeutschen im Komitat Baranya, und die wichtigsten Zielsetzungen der LdU. 


- Erzählen Sie was von ihrem Lebensweg!

- Ich bin gebürtige Bohlerin, mein Vater stammt aus Bohl, meine Mutter aus Sabern und Munjerod. Meine Matura habe ich in der Leőwey Klára Gymnasium in Fünfkirchen abgelegt. Mit meinem Universitätsstudium habe ich an der Universität Pécs begonnen, was ich später an der Universität Köln fortgesetzt habe. Studiert hab ich Geschichte, Politikwissenschaft und Germanistik. Im Jahr 2002 bin ich nach Hause gezogen, und nahm eine Stelle als deutsche Referendin für das Amt für Nationale und Ethnische Minderheiten an. Ich war sehr glücklich, dass ich einen Job gefunden habe, der genau in meinem Profil passt. Im späteren Verlauf wurde ich dann für die Amtsführung der Landesselbstverwaltung der Ungardeutschen vorständig. Neben Otto Heinek konnte ich außerordentlich viel lernen, für mich ist er bis heute ein großes Vorbild.
Sein unerwartetes Ableben war für uns ein großer Verlust. Am 15. September wurde ich von der Generalversammlung einstimmig als Vorsitzende erwählt. Bis heute ist das eine extrem große Herausforderung, da Otto Heinek 19 Jahre lang an der Spitze der Selbstverwaltung stand, und damit eine ganze Ära verkörperte. Genau aus diesem Grund ist für mich die Kontinuität so bedeutsam.

- Wie würden Sie die Situation der Ungarndeutschen in dem Komitat Branau/Baranya beschreiben?

- Die Ungardeutschen in dem Komitat Branau sind aus mehreren Gründen vorbildhaft. Das Identitätsbekenntnis der Ungardeutschen ist eines der stärksten hier. Die Bräuche und Sitten werden sehr bewusst gepflegt, und diese werden auch für die jüngere Generation weitergegeben. Es gibt nicht zuletzt eine Menge von kulturellen Organisationen, Tanzgruppen und Chöre, die die nationalen Sitten bewahren. Ich bin der Meinung, dass die deutsche Nationalität aufgrund des Schulwesens und der Kultur sehr lebendig sei.

- Was macht die deutsche Nation für den Fortbestand ihrer Kultur?

- Sie versuchen ihre Interessen paralell auf zwei Ebenen zu vertreten. Einerseits durch die nationalen Selbstverwaltungen, andererseits durch Zivilorganisationen. Wir können feststellen, dass die Anzahl der Selbstverwaltungen in dem Komitat Branau am höchsten ist. Sie führen zahlreiche Bewerbungen durch, mithilfe der staatlichen Unterstützungen können sie verschiedene Programme finanzieren. Deutsche Sitten und Gebräuche werden daneben auch von Zivilorganisationen sehr bewusst gepflegt, sie veranstalten gemeinsam mit der Selbstverwaltung unterschiedliche Feste. Die Mitbewohner einer bestimmten Siedlung können somit in den Programmen aktiv teilnehmen.

- Welche Möglichkeiten haben die Ungarndeutschen, indem sie z.B auf ihrer Muttersprache Amtsverfahren erledigen möchten?

- Das Gesetz aus dem Jahr 1993 über die Rechte der nationalen und ethnischen Minderheiten garantiert das Recht, dass die betroffene Person auch in der Verwaltung ihre Muttersprache verwenden kann. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass immer mehr Leute ihre persönlichen Dokumente auf zwei Sprachen ausfertigen lassen möchten. Indem jemand in seiner Muttersprache z.B. vor Gericht vorgehen möchte, kann er dies tun. In der Praxis gibt es aber nur einen sehr geringen Anspruch darauf. Wahrscheinlich lässt sich das damit erklären, dass Amstverfahren eine sehr spezfische Ausdrucksweise haben, was die Ungardeutschen eher auf ungarischen Sprache kennen.

- Was sind die wichtigsten Zielsetzungen der LdU?

- Seit 2004 haben wir ständig neue Institutionen in eigene Erhaltung genommen. Sowohl das Valeria Koch Schulzentrum in Fünfkirchen, als auch die Deutsche Bühne in Szekszárd funktioniert unter unserer Erhaltung. Hauptaufgabe der Landesselbstverwaltung ist die Funktion dieser Institutionen zu stabilisieren, damit diejenige qualitative Arbeit, die diese Institutionen charakterisiert, im Weiteren fortdauert. Das ist nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine persönliche Frage. Die Unterstützung der aberhunderten Zivilorganisationen im ganzen Land ist ebenso ein große Herausforderung. Wir dürfen es nicht zulassen, dass die derzeitige Begeisterung dieser Organisationen verschwindet.
Die offizielle Aufgabe der LdU ist die politische Vertretung der Ungardeutschen, sowohl im Inland, als auch im Ausland, d.h. die Vertretung der Rechte und der Interessen.
Unsere neueste Anregung ist das Stipendiumprogramm der Kindergartenpädagogen. Wir versuchen diejenigen Studenten zu unterstützen, die im späteren Verlauf in diesem Berufsfeld arbeiten möchten.

Eszter Kálóczy - Foto: Éva Dittrich